Brownsea Island Swim am 31. Juli 2011

Bericht (Katja)

Am Samstag machte ich mich wieder einmal zum schwimmen nach England auf. Dieses Mal hatte es aber nichts mit dem Ärmelkanal zu tun, sondern ein paar meiner „Schwimmbekanntschaften“ durch Ärmelkanal und Swimtrek hatten dort schon im letzten Jahr an der Brownsea Island Swim Challenge teilgenommen und wir hatten beschlossen das dieses Jahr gemeinsam zu machen.

Es ist ein wirklich sehr schönes Schwimmen wenn das Wetter mitmacht, denn man umrundet Brownsea Island, ein Naturreservat in der Nähe von Bournemouth. Der Start und das Ziel für die Vollumrundung (es gibt auch die Option nur die Hälfte der Strecke zu schwimmen) liegen am Strand eines privaten Herrenhauses, Brownsea Castle, zu dessen Grund die Öffentlichkeit normalerweise gar keinen Zutritt hat. Schon ein Anblick für sich, den man genießen konnte.

Die Schwimmstrecke selbst beträgt 6,5 km, auf einem Teilstück begünstigt durch eine leichte Strömung. Ich schätze, dass die „reine“ Schwimmstrecke dadurch „nur“ knapp 6 km sind. Die Skizze auf dem Finisher-Shirt beschreibt den Verlauf des Schwimmens eigentlich am besten: zu Beginn fragt man sich (zumindest ohne Neo) warum man dies überhaupt tut, denn es ist schon reichlich frisch. Denn auch wenn Brownsea Island relativ geschützt durch zwei Landzungen „in die Zange genommen“ wird ist es noch immer das Wasser der Nordsee. Durch meinen Gewichtsverlust nicht mehr ganz so kälteresistent überlegte ich mir dann doch vor Ort noch auf „mit Neo“ umzumelden falls das Wasser sehr kalt sei. Eine von uns hatte dies schon vorab getan, und die Schwimmer ohne Neo waren auch eher die Minderheit. Da war mir allerdings irgendwie entgangen dass eine Ummeldung nur bis zwei Wochen vorher möglich war, und so hatte ich dann gar keine Wahl.

Zumindest wusste ich ja durch das Camp auf Gozo im letzten Jahr auf welche Unterkühlungs-Symptome ich aufpassen musste, und wenn es doch nicht ginge, könnte ich ja auch jederzeit aufhören. Die Veranstaltung war absolut perfekt organisiert, und so gab es z.B. während des Schwimmens drei „Sicherheitsringe“. Direkt neben den auf 250 limitierten Schwimmern paddelten unzählige Kajaks und Rettungsschwimmer auf Life Boards, gefolgt von einem Ring mit motorisierten Schlauchbooten, ganz außen umgeben von einem Ring mit schnelleren Motorbooten, so dass man jederzeit bestens umsorgt war. Ich kann mich an keinen Moment erinnern wo ich nicht direkt ein Kajak oder Life Board in unmittelbarer Nähe gehabt hätte.

Die Frage „Why“, mit deren Beantwortung man ca. die ersten 10 Minuten nach dem Massenstart im Wasser verbrachte, wurde abgelöst von einem äußerst motivierenden Gefühl des Vorankommens, denn auf der nördlichen Seite der Insel gibt es die bereits erwähnte Strömung, und man denkt sich „Wow, macht das Spaß!“ Sobald dann die ersten Hochgefühle am nördlichsten Zipfel der Insel wieder abgeklungen sind, fängt man sich dann allerdings doch irgendwann an zu fragen, wann denn nun die Pier auftaucht die die Hälfte der Strecke markiert. Und wenn man sie dann passiert hat fragt man sich ob das wirklich noch nicht mehr als die Hälfte war… Aufgrund der Temperatur hatte ich zwischendurch das Gefühl den rechten Arm nicht richtig kraftvoll nach hinten durchdrücken zu können. Es ist nun knapp eine Stunde vergangen.

Mit der Halbzeit-Frage beschäftigt man sich jedoch nicht allzu lange, denn dann kommt ein kurzes sehr flaches Stück, das teils so flach ist dass man wenn man zu nah an die Insel kommt mit der Hand den Boden berühren könnte. Ich rede mir ein, und wahrscheinlich ist es auch so, dass es hier im flacheren Wasser nun etwas wärmer ist. Ich habe leider vergessen nach der exakten Temperatur zu fragen, jedoch schätze ich dass sich das ganze zwischen 16 und vereinzelt 19 Grad bewegte. Auf jeden Fall scheint erfreulicherweise auch mein Arm wieder voll dabei zu sein. Und noch mehr freue ich mich dass ich während des ganzen Schwimmens keinerlei Beschwerden mit den Schultern habe – Danke, Swimtrek! An einigen Stellen beobachte ich wie Krebse über den sandigen Meeresgrund krabbeln. Ich verspüre nicht den Bedarf von einem von ihnen in die Finger gezwackt zu werden. An mehreren Stellen werden wir von Kajakern dazu aufgefordert etwas weiter hinaus zu schwimmen – doch immer innerhalb der wenigen Markierungsbojen zu bleiben die gesetzt wurden. Jetzt kommt der wie ich fand herausforderndste Teil des Schwimmens. Zum einen schwamm man nun in östlicher Richtung, so dass man gegen die Sonne schwamm was die Orientierung etwas erschwerte. Zum anderen wird einem langsam klar (nun, zuvor hatte man den Gedanken schlichtweg verdrängt), dass wenn es vorher eine Strömung zugunsten des Schwimmkurses gab, diese einem bei einem Rundkurs ja wieder irgendwann begegnen würde… Die Südseite der Insel scheint daher, oder einfach weil man schon etwas müde ist, etwas länger als die Nordseite, was sie natürlich nicht ist… Ich orientiere mich nun vorwiegend am Abstand zum Ufer und bin sehr dankbar dass ich immer schön das beidseitige Atmen trainiert habe!!

Dadurch dass sich das Feld inzwischen recht gut auseinander gezogen hat genieße ich den Luxus einer „persönlichen Kajakeskorte“, gemeinsam mit einem Schwimmer mit Neo. Wir fühlen uns wie die führenden Schwimmer beim Ironman – mit dem Unterschied, dass wir ein Stück vor uns dann doch noch andere Schwimmer entdecken ;-) Obendrein feuert unsere Begleitung uns zwischendurch an und meint wir seien „Nearly there“ – hoffentlich waren wir dann wirklich schon an der Stelle an der dies auf dem T-Shirt steht!!! Das gemeine ist, dass man das Ziel wirklich erst dann sieht, wenn man den letzten großen Bogen im Südosten der Insel umrundet hat. Wenn man sich dann dem Zieltrichter nähert und den Applaus des Publikums und der schon angekommenen Schwimmer hört, dann ist das schon ein tolles Gefühl.

Kaum mit den Füßen am Sandstrand stehend erhalten alle Schwimmer eine bemerkenswert schöne Erinnerungsmedaille, gefolgt von einer leckeren warmen Suppe. Die Siegerehrung findet dann auf der Terrasse bzw. im Garten des nahe gelegenen Café des National Trusts statt. Dort setzten wir uns noch kurz auf einen Plausch hin, jedoch musste ich bereits eine Stunde nach meiner Ankunft wieder die Fähre zum Festland nehmen, um nicht meinen Flug am Abend zu verpassen. Dies war zwar bei dem schönen Wetter schade, aber zumindest Vicki werde ich ja bereits am kommenden Wochenende beim Zürichseeschwimmen wiedersehen. Alles in allem eine Top Veranstaltung!

Das Feld schien überwiegend aus Triathleten, Leistungsschwimmern und erfahrenen Freiwasserschwimmern zu bestehen, und die erste Dame ohne Neo schaffte die Strecke in gut 1:30 Stunden, die erste Dame mit Neo in 1:28h – Respekt! Die schnellste Schwimmzeit bei den Herren betrug 1:15h (Neo) bzw. 1:26h (ohne Neo) und die letzten Schwimmer (sowohl mit als auch ohne Neo) benötigten knapp 2:40 Stunden. Mit meinen 2:02 Stunden und Platz 22 bei 31 Damen ohne Neo auf der vollen Distanz bin ich in dem Umfeld mehr als zufrieden. Es war besser als die Zeit die ich erwartet hatte, und es ist ein Schwimmen an dass ich gerne zurückdenken werde – auch wenn ich mich zwischendurch gefragt habe ob dies das letzte „Kaltwasserschwimmen“ sein wird, das ich ohne Neo bestreite. Aber man weiß nie… Nun, erst einmal Zürich (ohne Neo) schaffen…

VG, Katja

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